Leipzig, Teil 3

DIE SACHE MIT DEM ANWALT

Am Sonntag schien sich ein Wandel einzustellen, die diensthabende Oberschwester erschien an meinem Bett und meinte: "Herr Wilde, ich merke doch, dass Sie eigentlich nicht hierher gehören. Wissen Sie, dass Sie sich einen Rechtsanwalt bestellen können? Vielleicht kann der sie heraus holen!"
Das wusste ich natürlich aufgrund mangelnder Erfahrungen mit solchen "Abteilungen" nicht, sagte sehr erfreut zu, einen Rechtsanwalt zu bestellen und war für ein paar Stunden tatsächlich voller Zuversicht und neuen Mutes. Rechtsanwälte MUSSTEN doch gute Menschen sein, das wusste ich aus diversen Fernsehsendungen, als ich das Fernsehen noch wirklich verfolgt hatte.



Bereits um 15 Uhr erschien der bestellte Anwalt und zwei Dinge sah ich ihm schon von Anfang an an: Er konnte mich nicht leiden und offenbar hatte ich außerdem seine wertvolle Freizeit am Wochenende zerstört. Außerdem kam er gerade vorher von einer Besprechung mit dem Stationsarzt, in der es offenbar um mich gegangen war.
Trotzdem bewahrte ich Contenance und erzählte ihm 45 Minuten lang geduldig und realistisch von meiner Situation. Als ich ihn dann tatsächlich GÄHNEN sah, verlor ich meine Höflichkeit und sagte:
"Ich möchte mich von Ihnen verabschieden, sicher wartet (Ich sah seinen Ehering...) zu Hause Ihre Ehefrau mit einem Kaffee und Kuchen auf Sie. Sehen Sie, BEIDES kann mir hier NICHT passieren!" Er gab mir die Hand. "Auf Wiedersehen, Sie hören morgen von mir."
Tatsächlich hörte ich bereits am Montag Mittag von ihm per Brief von der Anwaltschaft:
Die Empfehlung, mich bis ENDE OKTOBER dort zu behalten. Wie gesagt, wir schrieben gerade Anfang August. In welchem Zustand ich die "Welt da draußen" wieder betreten hätte, muss ich wohl kaum erklären.

Nach dem kurzen Schock änderte sich meine Stimmung vollständig. Aus bisheriger Trauer und Niedergeschlagenheit wurde grenzenlose WUT.
Im Nachhinein also ein wirkliches DANKESCHÖN an den Winkeladvokaten!