Bennewitz, Teil 2




Nun also BENNEWITZ. Das Bild meines Freundes (oben) kann nur schemenhaft beschreiben, wie ich mich fühl(t)e. Die Welt war und ist nicht mehr so, wie vorher. Doch fangen wir von vorn an.
Nun landete ich in der Klinik Bennewitz also eine Etage höher und freute mich, als ich zum ersten Mal den "Speiseraum" betrat, denn hier herrschte heftiges Geschwätz, es gab einen Typen, der pausenlos und sehr laut lachte und überhaupt erschien das alles doch sehr erträglich.
Mein Essensplatz war an einem Tisch mit 2 Damen: Eine sehr junge Vietnamesin, die nicht sprach, aber ständig in (zappelnder) Bewegung war und eine geschätzt 60jährige deutsche Frau, die ich vom Aussehen und von der Sprache sofort als sehr sympathisch empfand. Dass jedoch nicht ALLES so war, wie ich es vermutete, bemerkte ich, als sie mich nach dem Essen ansprach: "Meine Katze! Meine arme Katze! Sie ist jetzt seit 9 Wochen allein zu Hause und KEINER, der sie füttert!"...
OK. dachte ich. Alles klar.
Schon bald stellte ich fest, dass SO RICHTIG keiner da war, mit dem ich REDEN konnte. 17 Uhr war Abendessen, danach verschwand alles mehr oder weniger schnell im Bett, unterbrochen wurde dieser Akt maximal durch Fernsehen.
Das versuchte ich auch, also fernzusehen.
Allerdings musste ich jedesmal wegschalten, wenn im TV irgendwelche Szenen zu sehen waren, die mich an mein vergangenes Leben erinnerten. Das endete jedes Mal in einem Weinkrampf und so kam es, dass ich bis heute (September 2015) KEIN Fernsehen geschaut habe und den Fernseher im Krankenhaus auch sehr schnell vom Strom trennte.

Ich musste lernen, wieder zu laufen. Zunächst verließ ich den Rollstuhl nicht. Dies bedeutete aber z.B. auch, dass ich beim morgendlichen Duschen die Hilfe einer Stationsschweseter benötigte, Geschätzt am 4. Tag kam es dabei zu einem Vorfall. Ich sagte IRGENDETWAS sehr Deutliches zu einer Schwester, die mich beim Duschen "betreute", daraufhin verließ diese schmollend den Duschraum und ließ mich dort allein zurück.Ich stand nun völlig allein und nackt auf dem Rollstuhl sitzend unter der Dusche und verließ diese daraufhin wütend und begab mich ROLLEND und bekleidet mit einem HANDTUCH zum Schwesternzimmer und stellte die "Tussi" (sorry for that) zur Rede.
Das hatte ein positives Ergebnis, denn NIE WIEDER wurde ich von ihr hochnäsig angesprochen.



Das zweite Positive war, dass ich lernte, ohne Rollstuhl zu laufen. Zunächst etwas wackelig zwar, mit zunehmender Zeit jedoch immer sicherer. Ich war auch ein Patient, der nach einer kleinen technischen Führung durch das Klinikgeläde ALLEIN die Station verlassen durfte.
Dies erwies sich jedoch als eher weniger spannend, denn nach dem 17 Uhr-Abendessen (JA, erneut richtig gelesen! 17 Uhr!) verschwanden, wie bereits erwähnt, ALLE  Patienten in ihren Buchten und vor dem Haus fand man an die 10 Hanseln, die meist mit Telefonieren und Rauchen beschäftigt waren. Doch mehr dazu im nächsten Teil.

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